Honest Thief
Aus der Reihe Don’t Fuck With Liam: Honest Thief, ein Actionthriller mit wenig Action und noch weniger Thrill. Während die Screenromanze zwischen Kate Walsh und Neeson noch einigermaßen funktioniert, wird die Handlung fast ausschließlich durch hanebüchene Entscheidungen des Protagonisten getrieben, mit dem man so gar nicht mitfiebern kann.
Ein komischer Plot
Angenommen, ich klaute ein Fahrrad. Ganz ohne Grund – ich will gar nicht damit fahren. Und angenommen, ich verliebte mich in eine Frau. Nun ertrage ich die Schmach nicht, mein Leben mit ihr als Fahrraddieb führen zu müssen und stelle mich der Polizei. Die glaubt mir nicht, weil sich täglich irgendwelche Fake-Fahrraddiebe stellen und sendet deshalb nur einen Schmalspuradjutanten, der das Rad für sich unterschlägt, meine Frau attackiert, weil sie das Fahrradschloss besitzt und dann seinen Boss umbringt, um nicht erwischt zu werden. Würden Sie in diesem Plot mir oder überhaupt irgendwem die Daumen drücken? Oder würden Sie sagen: „Selbst Schuld. Seht zu, wie Ihr da rauskommt. Ich bin raus.“?
Zugegeben: Das war nicht der Original-Plot. Aber es trifft die Quintessenz. Tom Dolan (Neeson) hat eine Zeit lang ein paar Banken ausgeraubt, weil … naja, das System ungerecht ist oder irgendwas mit seinem Vater. Auf jeden Fall „not for the money“. Das Geld hat er auch nie angerührt, aber als er die liebe Annie kennenlernt, hat er das Gefühl, sich stellen zu müssen. Man glaubt ihm nicht und deshalb gibt er den korrupten Polizisten den Schlüssel zum Versteck seines Geldes (!). Wirklich wahr. Und es wird nicht besser.
Liam hat mal wieder ein particular set of skills …
… doch so besonders sind diese Skills dann auch wieder nicht. In den ersten Momenten des Films betätigt Tom ein paar Zünder und sprengt so Tresore. Er ist nämlich Sprengstoffexperte und das allein qualifiziert ihn offenbar zum größten Bankräuber der Vereinigten Staaten. Außerdem war er mal US-Marine, was wichtig ist, denn sonst würde niemand verstehen, warum er jüngere Polizisten verkloppen kann. Dabei wendet er die gleichen Tricks an wie in Taken, nur deutlich langsamer, denn Liam ist nicht mehr 56 (wie in Taken), sondern 68.
Kate Walsh als Filmpartnerin spielt eine sympathische und glaubwürdige Rolle, den Rest des Casts haben Produzent Mark Williams & Co. aber nicht gerade nach modernen Diversity-Maßstäben auserwählt: Die ganzen weißen Männer sehen teilweise so gleich aus, dass ich mir nie ganz sicher war, ob da gerade der gute oder der böse Cop im Bild ist. Einzig der aus Puerto Rico stammende Anthony Ramos Martinez bringt etwas Abwechslung ins Spiel, stirbt aber dann einen sinnlosen Tod – ebenfalls verursacht durch dumme, unüberlegte Handlungen des Helden, Tom Dolan.
Deichkind hatte Recht
„Mach’ den Film aus, ich will den nicht seh’n – der hat nur 6 Punkte auf IMDB.“1 Genau 6,0 IMDB-Punkte hat Honest Thief. Sechs Punkte, das ist quasi ein Symbol für Mittelmaß. So wie Pearl Harbor oder Deep Impact. Oder alles mit Kate Hudson.
Liam Neeson führt in Honest Thief einige ganz gute Telefonate, aber ansonsten gibt es hier nicht viel zu sehen. Die Explosionen sind nicht sonderlich beeindruckend und die paar Schachzüge, mit denen Liam seinen Kontrahenten austrickst, sind recht vorhersehbar. Ohnehin ist der Bösewicht nicht gerade furchteinflößend, weil er die ganze Handlung hindurch in keiner besonders machtvollen Position ist – nicht gerade das Rezept, aus dem neue Instant-Klassiker entstehen.
Zwei von fünf Fischen im Pott.
Disclaimer: Wir haben eine Blu-ray zu Testzwecken erhalten.
- Aus dem Song „Mehr als lebensgefährlich“ (2015) ↩