Hotel Artemis
Ein Erstlingswerk voller namhafter Stars: Für Hotel Artemis hat der Produzent und Drehbuchautor Drew Pearce auf dem Regiestuhl Platz genommen und Hollywoodgrößen wie Jodie Foster und Jeff Goldblum angeheuert.
„Zehn Milligramm Benzedrex und man erzählt Geschichten.“
– Nurse
Los Angeles im Jahr 2028. Die Stadt versinkt in Unruhen, weil Wasser knapp wird. Ein Konzern hat die Vorkommen privatisiert. Mittendrin überfallen zwei Brüder – die später die Codenamen Waikiki und Honolulu tragen werden – und ihre beiden Komplizen eine Bank. Im Shootout mit der Polizei erwischt es einen Komplizen, einer der Brüder wird schwer verletzt. Ihre einzige Zuflucht ist das legendäre Hotel Artemis. Hier behandelt eine Frau, die nur ‚Nurse‘ (Jodie Foster) genannt wird, verletzte Kriminelle. Sofern sie Clubmitglieder sind. Ihr zur Seite steht der hünenhafte Pfleger Everest (Dave Bautista). Weitere Gäste sind die kühle Killerin Nice (Sofia Boutella) und der schnöselige Waffenhändler Acapulco (Charlie Day). Wie Waikiki und Honolulu verwenden sie den Namen der eigenen Suite als Codenamen, eine der vielen Regeln des Hotel Artemis.

Gäste und Personal des Hotel Artemis scheinen alle eigene Pläne zu haben, die weit mehr als das vage Konzept „Warten, bis ich wieder fit bin und die Biege machen“ umfassen. Noch während sich alles entwickelt, steht eine schwerverletzte Polizistin vor der Tür und der Sohn (Zachary Quinto) des örtlichen Mafiabosses Wolfking (Jeff Goldblum, nicht die Metalband) ruft an, gleich werde er seinen angeschossenen Vater ins Hotel Artemis bringen …
No water in LA, but it’s raining assholes in here
Hotel Artemis ist ein Film mit Höhen und Tiefen, aber die Vidüre könnte sich lohnen. Zum ersten sieht jede Szene, getreu dem Cyberpunk-Motto „Style over substance“, verdammt gut aus. Das heruntergekommene Hotel/Krankenhaus mit seinen teils skurrilen Bewohnern ist großartig in Szene gesetzt. Die Schauspielriege spielt teils routiniert, teils hervorragend. Bautista geht ziemlich perfekt in der Rolle des bärbeißigen Riesentypen auf, der seinen Job durchzieht. Day, Boutella und Quinto spielen ihre einseitigen Figuren ein bisschen … einseitig, während Sterling K. Brown routiniert den Average Joe (Gangsterversion) gibt.

Den größten Teil von Hotel Artemis trägt aber Jodie Foster. In fast jeder Szene als heruntergekommene, trinkende, ihren Scheiß durchziehende Schwester zieht sie das Publikum ins Geschehen. Sie ist die Schwester (warum eigentlich Nurse, nicht Doc?), der wir vertrauen. Das sie auch Nanobots injiziert und ihr 3D-Drucker Lebern herstellen kann, lässt sie nur noch kompetenter wirken.
Things are going to Hell in a handbasket full of blood and shit
Aber trotz Nanobots, künstlichen Organen und Wasserknappheit gibt es absolut keinen Grund, warum Hotel Artemis in der Zukunft spielen sollte. Keine einzige Technologie spielt eine zentrale Rolle, keine Umwälzung hat die Gesellschaft geändert. Die Geschichte hätte auch während der Rodney-King-Aufstände stattfinden können. Obendrein hat die Story auch so einige Plotholes, unaufgedröselte Enden und aus dem Nichts auftauchende Enthüllungen. Charaktere betreten die Bühne, bringen ein bisschen Exposition aufs Tapet und treten ab, ohne dass sie etwas mehr zur Handlung beigetragen hätten. Die Profikillerin und das Arschloch sind so klischeehaft, dass ihr Verhalten meilenweit vorhersehbar sind. Über die Actionszenen kann man nur schweigen.
Das klingt jetzt harscher, als es gemeint ist. Hotel Artemis wird zwar weder einen Oscar gewinnen noch zum Kultfilm avancieren. Aber für einen netten Abend mit coolen Bildern und Super-Jodie reicht es. Und das sollte fürs erste genügen. Vielleicht macht Drew Pearce bald wieder einen Film, und der könnte dann richtig gut werden.

Fischpott-Disclaimer: Wir haben ein Rezensionsexemplar der Blu-ray erhalten.