Sharktopus vs. Pteracuda
Mega Shark vs. Giant Octopus, Sand Sharks, Ghost Shark und natürlich der König der „ich gucke auch Trashfilme, aber nur ironisch“-Streifen, das Sharknado-Franchise. Ein Ende dieser Trendwelle scheint nicht in Sicht. Sharktopus vs. Pteracuda ist nun ein weiterer Eintrag in dieser viel zu langen Liste von ach so witzigen Haifilmen.
Nicht falsch verstehen, ich war selbst einmal Fan dieser Art von Filmen. Mega Shark vs. Giant Octopus war damals etwas allein stehendes, lächerliches und dadurch saukomisches. Man feierte Szenen wie die durch Youtube berühmt gewordene Konfrontation des titelgebenden Hais mit einem Passagierflugzeug (insbesondere mit der herrlich sinnbefreiten Dialogzeile eines Fluggastes kurz zuvor „Stewardess, ist alles in Ordnung? Ich heirate nämlich in wenigen Tagen!“), die grottigen Effekte und die hölzernen Dialoge. Klar, die versprochene Konfrontation zwischen Mega Shark und Giant Octopus nahm lediglich gefühlte zwei Minuten in Anspruch, während der Rest aus hölzernen Dialogen vor billigen, wiederverwerteten Sets bestand, aber irgendwie machte das ja auch Teil des Charmes aus (und der „Twist“ mit dem die beiden Wissenschaftler-Protagonisten herausfinden, wie sie die beiden Urzeitmonster tatsächlich ausschalten können, gehört noch immer zu den absurd-lachhaftesten Szenen der jüngeren Trashfilm-Geschichte).
Aber irgendwann reicht es dann auch.
Für all die glücklichen Menschen ohne Vorkenntnis über dieses zweifelhafte „Franchise“: Sharktopus vs. Pteracuda ist eine Fortsetzung des Films Sharktopus. Mag sein, dass diese wertvolle Information im Gehirn die eine oder andere kostbare Kindheitserinnerung ersetzen wird, aber sei’s drum. Für die Story spielt es eh keine Rolle. SvP beginnt mit einem „Best Of“ Reel des ersten Films, der nochmal alle wichtigen Kills des Vorgängers hintereinander abspielt. Diesen Gefallen tut uns die Fortsetzung leider nicht den ganzen Film lang, sondern setzt direkt mit der „Story“ ein (ich merk’s schon, meine Anführungszeichen-Taste wird dieses Review nicht überleben). Aufmerken lässt wenigstens der Name „Roger Corman“ in den Credits – seines Zeichens Trashpapst, der als Produzent immerhin für Klassiker wie Frankensteins Todesrennen verantwortlich ist.
Es hat sich ausgeLOLt
Zumindest sei Sharktopus vs. Pteracuda zugestanden, dass er weiß, wer seine Fans sind. Entsprechend wird nicht lange hinterm Berg gehalten; einen langsamen Spannungsaufbau à la Der weiße Hai gibt es nicht – warum auch? Die titelgebenden Monster tauchen direkt in ihrer ganzen zweifelhaften Pracht auf und dürfen direkt ein paar Statisten wegsnacken. Standesgemäß präsentieren sich Pteracuda (eine Art genetisch modifizierter Flugsaurier, der Geräusche von sich gibt, die den Kampfschreien der Nazgul aus Herr der Ringe verdächtig ähnlich sind – selbstredend ein fehlgeschlagenes militärisches Experiment) und Sharktopus in Spezialeffekten allerunterster Schublade, die mit Sicherheit für den einen oder anderen gröhlenden Lacher auf bierseeligen Filmnächten herhalten dürfen. LOL, indeed.
Auch sonst bleibt für den geübten Haifilmgucker alles beim Alten: Die Charaktere sind farblos, die Schauspieler unterdurchschnittlich bis grauenhaft, die Dialoge lieblos zusammengenagelt und das Editing ist selbst für Genreverhältnisse absolut hundsmiserabel. Wir haben eine Protagonistin wie aus dem Baukasten zusammengekloppt: Eine idealistische Biologin, Workaholic, kommt aus ärmlichen Verhältnissen. Dazu kommt noch ein abgehärteter Soldat (oder was auch immer, ich habs vergessen), der gegen die titelgebenden Viecher kämpft und sich in die Biologin nach anfänglichem Widerstand verlieben kann.
Trashfilm mit Checkliste
Alles Standard also und wie geschaffen für den geneigten Trashfilmfreund. Das Problem: Es wirkt alles so verdammt gewollt. Die fehlende filmmacherische Kompetenz hier hat zu keiner Sekunde den Anschein, als wäre irgendetwas hier unfreiwillig passiert. Alles ist viel zu durchkalkuliert und geplant planlos, sodass der ganze Spaß am Trashfaktor vollkommen auf der Strecke bleiben. Denn nichts ist schlimmer als gewollt lustiger Trash – ein Credo, dass sich die Macher der unsäglichen Sharknado-Filme endlich mal zu Herzen nehmen sollten. Irgendwann haben sich die Witzfaktoren „guck mal, wie schlecht die Effekte sind“ und „guck mal, wie übertrieben der Typ da grade in CGI-Blutfontänen gestorben ist“ eben totgelaufen und dann ist man sehr schnell einfach nur noch gelangweilt.
Und oh, wie ironisch dieser Film doch ist. Sharktopus vs. Pteracuda ist sooo verdammt ironisch, er hat sogar ein Cameo des Late-Night-Hosts Conan O’Brien zu bieten. Conan ist grundsätzlich ein guter Comedian, aber sein Clip in diesem Machwerk, in dem er eine überzogene Hugh Hefner-Version von sich selbst spielt, ist so offensichtlich auf Youtube-Viralität ausgelegt (und wurde entsprechend bereits aus genau diesem Grund vorab in seiner eigenen Show gespoilert), das der Überraschungsfaktor vollkommen ausbleibt. Die Comedy übrigens auch.
Comedy?
Die Comedy. Jetzt kommen wir zum wirklich schmerzhaften Part. Abgesehen von seinen Trash-Elementen gibt es nämlich auch Momente, in denen Sharktopus vs. Pteracuda tatsächlich und offen lustig sein will. Es gibt also eine Comic Relief-Figur in der Form eines aufdringlichen Besuchers, der merkwürdigerweise spricht wie ein schlechter 20er-Jahre Nachrichtensprecher. Selbst in einem zusammengeschusterten, nervend selbstironischen Streifen wie diesem wirken diese Szenen so vollkommen deplatziert und aggressiv unlustig, dass sie den Film aus eigener Kraft in die Kategorie „unerträglich“ hieven.
Es fällt schwer, einen Film zu kritisieren, der offensichtlich reiner Fanservice ist und man kann argumentieren, dass man doch wissen muss, worauf man sich einlässt, wenn man eine DVD mit dem Titel Sharktopus vs. Pteracuda in den Player legt. Und klar, der Name Roger Corman war noch nie ein Siegel für dialoggetriebene Qualitätsfilme mit mehrschichtigen Handlungsebenen oder schachspielenden Sensenmännern in schwarz-weiß. Das erwartet ja auch keiner. Aber der Genuss von Trashfilmen hängt eben häufig von einer gewissen Schadenfreude ab. Von einer Naivität, von einer unfreiwilligen Inkompetenz, die Klassiker wie The Room, Samurai Cop oder Birdemic – Shock and Terror zu ewigem Kultstatus verholfen haben.
Sharktopus vs. Pteracuda wie auch einem Großteil der andauernden Haifilmwelle geht dieses Gefühl ab, weil sie sich viel zu sehr anstrengen, Trash zu sein. Lächerliche Momente und Szenen sind zu konstruiert, zu gewollt übertrieben und lustig, zu offensichtlicher Köder für die Youtube-Fische. Sharktopus vs. Pteracuda folgt einer Formel, die offensichtlich zu funktionieren scheint, wenn man sich mal den Erfolg von Sharknado 1-23 und sämtlichen im Fahrwasser mitschwimmenden Klonen anguckt. Aber gegen die puren Lachflashs eines The Room werden sie nie ankommen. Birdemic 2 versagte ab dem Moment, in dem der Regisseur bewusst versuchte, die unfreiwillig komischsten Szenen des Vorgängers zu toppen. Trash kann nicht einfach als Entschuldigung für faules Filmemachen herhalten. Kult kann nicht künstlich mit ein paar dahingerotzten CGI-Effekten erzeugt werden – er kommt von selbst. Wenn der Film es verdient hat.
Disclaimer: Fischpott hat die DVD zu Ansichtszwecken erhalten.
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