Wunder
Julia Roberts und Owen Wilson sind zwar die größten Namen in diesem Feel-Good-Movie von Stephen Chbosky, spielen aber ausnahmsweise mal nur die Nebenrollen. Die Hauptrollen sind hier die Kinder.
Das ist als würde man ein Lamm zur Schlachtbank führen
Auggie (Jacob Trembley) ist kein normaler 10-Jähriger, das weiß er. Das weiß er sogar schon sein Leben lang. Um überhaupt selbstständig atmen und hören zu können, musste er seit seiner Geburt bereits 27 Operationen über sich ergehen lassen, da sich sein Gesicht durch ein doppeltes Gen nicht komplett entwickelt hatte. Die Armbändchen der Krankenhäuser hängen aufgereiht an einer Pinnwand. Bis jetzt wurde Auggie deswegen von seiner Mutter (Julia Roberts) zu Hause unterrichtet. Die fünfte Klasse soll für ihn nun der Anfang eines einigermaßen „normalen“ Lebens sein.
Schuhe sagen einem viel über Menschen
Dieses „normale“ Leben beginnt für ihn aber mit einer exklusiven Führung durch die Schule, bei der er direkt von einem der mehr oder weniger freiwillig mitgehenden Schüler gemobbt wird. Doch Auggie bleibt ruhig, schaut sich um und beweist Schlagfertigkeit beim Kontern. Er ist es schließlich gewöhnt, dass ihn alle anstarren und sogar beleidigen. Es verwundert also wenig, dass er Astronaut werden will und ausgerechnet Halloween sein liebster Feiertag ist.
Wir haben nicht einmal die Zeit den Anderen wahr zu nehmen
Neben Auggie gibt es in der Familie allerdings noch ein Kind, seine ältere Schwester Via (Izabela Vidovic). Sie ist es, im Gegensatz zu Auggie, gewöhnt, unsichtbar zu sein. Seit ihr Bruder auf der Welt ist, dreht sich alles um ihn. Er ist in ihren Augen die Sonne und ihre Eltern und sie die Planeten, die um ihn kreisen. Zwar liebt sie ihren Bruder uneingeschränkt, gibt sich aber, als sie einen netten Jungen kennen lernt, als Einzelkind aus. In einer anderen Welt sähe sie nämlich so aus.
Was für ein Mensch will ich werden?
Das Besondere an diesem Film ist, dass die Geschehnisse nicht nur aus Auggies Perspektive, sondern auch aus Vias Sicht geschildert werden. Ebenso kommen noch Jack (Noah Jupe), mit dem sich Auggie anfreundet und Miranda (Danielle Rose Russell), Vias eigentlich beste Freundin, zu Wort. Sie alle vereint, dass sie, genau wie Auggie selbst, über sich hinaus wachsen und herausfinden müssen, was für Menschen sie sein wollen.
Es ist das Gesicht meines Sohnes
Wunder ist ein klassisches Feel-Good-Drama mit allen nötigen Zutaten. Aber anstatt nur eines Helden gibt es gleich einen ganzen Haufen. Denn nicht nur die erzählenden vier Kinder zeigen wahre Größe, auch ihre Klassenkameraden müssen sich entscheiden, wie sie sich im Angesicht von Ungerechtigkeit verhalten.
Dazu kommt, dass die kleinen die großen Darsteller*innen glatt an die Wand spielen. Julia Roberts gibt zwar gewohnt liebevoll die sich sorgende Mutter und selbst Owen Wilson bekommt im Laufe des Films eine Prise Tiefgang, aber die wahren Stars sind alle unter Achtzehn. Selbst das Arschlochkind, das Auggie das Leben schwer macht, möchte man am Ende umarmen. Er ist der beste Beweis, dass hinter dem unreflektierten (und oft hilflosen) Verhalten von Kindern in der Regel noch unreflektiertere Eltern stecken.
Fischpott-Disclaimer: Wir haben ein Ansichtsexemplar der Blue-ray Disc von der S&L Medianetworx GmbH erhalten.