Hunted – Waldsterben
Es ist immer ein gutes Zeichen, wenn man nach einem Film aufspringt und sagt: Geil, der war ja echt gut! Hunted – Waldsterben ist ganz eindeutig so ein Film. Dabei wirkt die Story erstmal recht klischebelastet. Ève (Lucie Debay) beaufsichtigt Bauprojekte. Dabei hat sie mal wieder Ärger mit ihrem Boss – und wird von einem schwarzen Hund beäugt. Am Abend möchte sie dann bei ein paar Mojitos in der lokalen Bar ausspannen. Vielleicht auch ein wenig tanzen. Auf keinen Fall von einem schmierigen Typen mit Standard-Anmache belästigt werden. Gut, dass ein weiterer Typ sie elegant aus der Situation befreit. Schlecht, dass dieser weitere Typ (Arieh Worthalter; in den Credits nur als The Guy gelistet) nichts Gutes im Schilde führt.
Bekannte Situation mit schlechten Vorzeichen
In den ersten 15 Minuten ist Hunted – Waldsterben erstmal der recht bekannte Anfang eines dieser Thriller, die man schon öfter gesehen hat. Junge Frau, fiese Typen, endlose Wälder. Andeutungen sexueller Gewalt. Auch ahnen wir, dass es natürlich auch einen Revenge-Teil geben wird. Der deutet sich schon auf dem Cover und der Inhaltsangabe an. Aber alles kommt dann doch immer wieder ein wenig anders als gedacht.
The Guy hat, auch nix neues, einen Komplizen (Ciaran O’Brien; schlicht The Accomplice genannt). Der ist ein wenig beschränkt, unsicher und ziemlich spooky. Dennoch haben mich die beiden Triebtäter ein wenig an die Einbrecher aus Kevin Allein zu Haus erinnert. Gerade das macht diese Typen dann aber noch unangenehmer. Sie leben nämlich in einer ziemlich porno-beeinflussten Welt und haben mit Ève offenbar nicht ihr erstes Opfer im Visier. Auf einer ziemlich veralteten Videokamera haben sie Aufnahmen eines anderen Opfers, das weinend und unter verwackelten Aufnahmen vergewaltigt und umgebracht wird.
Rotkäppchen und der böse Wolf?
Ève trägt in Hunted – Waldsterben eine knallrote Jacke. Also müssen die Bösewichte ja den Wolf aus dem klassischen Märchen darstellen, oder? Und wer ist der Jäger? Der Retter in der Not? Braucht ein modernes Rotkäppchen überhaupt einen Retter? Und was hat der Priester Nicodemus mit all dem zu tun? Der wird am Anfang von Hunted – Waldsterben erwähnt. Nicodemus hat bei einem Kreuzzug nach Jerusalem ein Mädchen gefangen genommen, um es zu schlachten und zu essen. Leider kamen dann die Wölfe und haben das Mädchen befreit. Wie eine ältere Frau am Anfang verrät, gibt es zwar keine Wölfe mehr, Männer wird es aber immer geben. Genauso wie der Wolf dem Mädchen hilft, bekommt allerdings auch Ève Helfer aus der Natur. Sei es ein Wildschwein oder ein Reh, es tauchen auch immer wieder Käfer, Schlangen oder Salamander am Wegesrand auf. Ève ist nie allein
Hunted – Waldsterben und leben lassen
Was Hunted – Waldsterben aber vor allem gut kann, ist grotesk-bizarre Situationen entstehen zu lassen. Was hier gerade in der zweiten Hälfte für – ja, so kann man es ruhig sagen – Dinge abgehen ist schon ziemlich feierlich. Zumindest habe ich öfter auch gelacht. Dabei ist das Gezeigte sehr oft grenzbrutal und verstörend. Aber irgendwie auch in einer sehr schwarzhumorigen Art präsentiert, überzeichneit und comichaft. Regisseur Vincent Paronnaud (den wir unter anderem von Persepolis kennen) brennt hier schon so einiges ab. Es geht dabei auch nochmal in eine deutlich andere Richtung als im ebenfalls hier besprochenen Alone – Du kannst nicht entkommen. Auch die Darsteller machen ihre Sache echt gut und der Sound ist auch schön räumlich und teilweise schön hypnotisch.
Hunted – Waldsterben: Fazit
Ich spreche eine klare Empfehlung raus. Wer einen nicht durchgehend deprimierenden Thriller sehen möchte, der die sexualisierte Gesellschaft zwar aufs Korn nimmt, aber nicht sexualisierte Gewalt in Dauerrotation zelebriert, der ist hier richtig. Klar, ohne Klassiker wie The Last House on the Left oder I spit on your Grave oder auch Deliverance gäbe es auch Hunted – Waldsterben nicht. Die Freigabe ab 16 Jahren (uncut) fand ich etwas zu sportlich, eine 18 hätte hier auch nicht geschadet. Bild und Ton sind sehr gut, als Extras gibt es Trailer und ein Wendecover. Uns wurde ein Testmuster zur Verfügung gestellt.
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