Wir Kinder vom Bahnhof Zoo
Wir Kinder vom Bahnhof Zoo ist eine deutsche Serie, die als Neuverfilmung des gleichnamigen Beststellers konzipiert wurde. Wie der Film aus dem Jahr 1981 lässt uns die von Prime Video veröffentlichte Serie sprachlos zurück – leider aus den falschen Gründen.
Es ist ja schon eine Frage des Respekts, ein solch stolzes, deutsches Millionenprojekt in einer Rezension mit einem Mindestmaß an Text zu würdigen. Was gibt es nicht alles zu beachten: Kameraführung, schauspielerische Darbietungen, Drehbuch, Soundtracks und Kostüme. Und doch: Wenn die Produktion den Zuschauer dermaßen für dumm verkauft, muss man darüber auch kein Wort mehr als unbedingt nötig verlieren. Es wurden zwei Entscheidungen getroffen, die alles, was möglicherweise gut gelungen sein könnte, zu Marginalien verblassen lassen.
Die Darsteller sind zu alt
Was ist der Reiz an Wir Kinder vom Bahnhof Zoo? Richtig, es sind Kinder, die ihr Leben an die Drogen und an den Kinderstrich verlieren. Und wer besetzt die Hauptrolle in dieser Serie? Die 22jährige Jana McKinnon. Damit ich nicht falsch verstanden werde: Wenn eine 22jährige heroinsüchtig wird und auf den Strich gehen muss, ist das schlimm. Es hat aber nicht die gleiche Wirkung, als hätte man eine wirklich junge Darstellerin eingesetzt.
Man mag einwenden, dass ja nicht jede Neuverfilmung alles haarklein übernehmen muss, und eine Neuproduktion ja auch ganze Settings verändern kann. So wie Sherlock ins moderne London verfrachtet wurde. Klar, kann man machen. Hat man hier aber nicht. Am Setting wurde nichts verändert, Christiane F. wird mir nach wie vor als 13-Jährige verkauft, die gerade ihre erste Periode bekommt und zum ersten Mal raucht. Man kauft es ihr nicht ab.
Die Darsteller sind zu schön
So ein Leben im Drogensumpf ist nicht schön, und auch für die Haut ist Heroin nicht gerade ein Jungbrunnen. Wie gut, dass unsere Darsteller von der ersten bis zur letzten Folge einfach nur geil aussehen! Natürlich, zwischendurch wird beim Entzug mal geschwitzt und gekotzt, und der ein oder andere stirbt. Aber zwischen diesen Alibi-Momenten – man will sich ja nicht der Drogenverherrlichung schuldig machen! – sehen wir strahlenden Glanz. Selbst, wenn die Nadeln in die Arme eingeführt werden, schenkt uns die Kamera sterile Momente wie bei der ärztlichen Blutentnahme.
Es ist so ein hanebüchener Unsinn, dass man nur eines wissen möchte: Warum? Wie konnte es dazu kommen, dass sich Filmemacher zusammensetzten und zu dem Schluss kamen: „Kinder vom Bahnhof Zoo war ja ganz ok, aber irgendwie sehen die da alle nicht so geil aus. Lass das mal mit Hübschen nachdrehen. Und dieser ganze Drogenscheiß war damals voll eklig, das will doch keiner sehen. Ab jetzt nur noch saubere Spritzen.“
Man darf gespannt sein, was Constantin Television uns als nächstes vorlegt. Meine Erwartungen:
- Ein Remake von Oldboy, aber ohne Inzest, Folter und Einzelhaft
- „Die große Überfahrt“, ein Flüchtlingsdrama auf der AIDA statt auf kleinen Booten
- Ein Remake der Tribute von Panem ohne Tote und mit Veronica Ferres in der Hauptrolle