Nell (1994)
Kann ein Mensch abseits der bekannten Zivilisation allein im Wald leben oder sollte man einschreiten und helfen? Dieser Frage gehen Liam Neeson und Natasha Richardson im Drama Nell von 1994 nach, durch den Jodie Foster weltweite Berühmtheit erlangte.
Man glaubt zu träumen
Nell (Jodie Foster) lebt seit ihrer Geburt abgeschieden mit ihrer Mutter im Wald. Niemand weiß von ihrer Existenz. Als jedoch der junge Mann, der die wöchentliche Essenslieferung immer vor’s Haus stellt, Gesang hört, tritt er ein und findet die tote Mutter in der Küche vor. Er alarmiert die Polizei und diese holt wiederum Dr. Lovell (Liam Neeson), welcher der örtliche Arzt ist.
Dr. Jerry Lovell findet Nell versteckt in einer Ecke des Hauses vor. Seine Versuche Kontakt zu ihr aufzunehmen, scheitern jedoch an ihrer Angst. Und an ihrer Sprache, die anfangs vollkommen erfunden scheint. Da er nicht weiter weiß, holt er sich Hilfe durch die Psychologin Paula Olsen (Natasha Richardson). Als auch ihre Bestrebungen nach Kontakt nicht funktionieren, will sie Nell einliefern und behandeln lassen. Lovell hält dagegen und schafft es, vor Gericht drei Monate Zeit zu bekommen, um Nell beobachten zu dürfen.
Offiziell existiert diese Kreatur nicht
Der Arzt und die Psychologin kampieren von nun an in Nells Nähe und erforschen ihr Leben, ihre Sprache und mit der Zeit sich selbst. Denn in der vollkommenen Ruhe der Natur entdecken sie Stille und Zauber, der ihnen in der Großstadt nicht mehr begegnet.
Langsam bauen sie Vertrauen zu Nell auf und lernen Wort für Wort ihre Welt kennen. Sie erfahren auch, dass Nell eine Zwillingsschwester hatte, die aber jung verstorben ist. Seit jeher träumt Nell noch von ihr und tanzt mit ihr über die Steine im See.
Was machen wir jetzt mit Nell?
Was auf Papier ein wenig kitschig klingt, ist im Film eine wunderbare Geschichte über Menschlichkeit, Geborgenheit und Liebe. Immer wieder wird darüber verhandelt, was gut für Nell wäre, wo sie hin und wer sich um sie kümmern soll. Dabei wird sie selbst nie gefragt. Obwohl sie augenscheinlich sehr gut alleine zu recht kommt.
Sie ist es auch, die sieht, wie einsam sich Jerry und Paula fühlen, sie fühlt die Angst, die die Frau des Sheriffs vom Leben abhält und sie weiß, dass Menschen Nähe brauchen.
Ihr seht euch nicht in die Augen
Bis zum Schluss ist Nell ein bewegender, ein ehrlicher Film. Was gibt Menschen das Recht, über andere Menschen zu bestimmen? Warum sind wir uns alle so fremd? Wieso haben wir den Kontakt zueinander verloren?
Der Film gibt nicht unbedingt Antworten, aber er vermittelt das Gefühl, dass wir alle tief in unserem Inneren wissen, wie sehr wir uns jeweils brauchen.
Über das herausragende schauspielerische Talent von Jodie Foster und Liam Neeson muss in dem Zusammenhang eigentlich nichts geschrieben werden, aber es sei hiermit noch einmal ausdrücklich erwähnt.
Das jetzt erschienene limitierte Mediabook umfasst zwei Discs, einmal eine DVD und einmal eine Blu-Ray. Als Extras gibt es filmisch zwar nur den Trailer, dafür ist das Booklet ein wahrer Traum. Es beinhaltet zahlreiche Informationen über die Hintergründe des Films, die Dreharbeiten und sogar ein kleines Lexikon zu „Nellish“. Sowas kann es gerne öfter geben.