Shoplifters – Familienbande
Mit Shoplifters – Familienbande liegt wieder mal was aus Japan vor. Regisseur Hirokazu Koreeda hat gleichzeitig auch das Drehbuch geschrieben. Er ist mir durch seinen Film Nobody Knows in durchaus guter Erinnerung geblieben. Sogar recht eindrucksvoll. Nobody Knows gibt einem gegen Ende so richtig eins mit, so dass man durchaus traurig vor dem Bildschirm zurückbleibt.
Das Motto lautet Ladendiebstahl
Ganz so extrem tritt Shoplifters – Familienbande dann nicht auf die Tränendrüse, dramatisch geht es aber allemal zu. Kommen wir doch kurz zur Handlung. Gleich zu Anfang sehen wir Osamu Shibata (Lily Franky) mit Sohnemann Shota (Jyo Kairi) einen kleinen Supermarkt irgendwo in Tokio betreten. Beide teilen sich auf. Es wird reduzierte elektronische Musik gespielt und Osamu füllt einen Einkaufswagen mit Lebensmitteln. Aber irgendwas passt nicht. Er gibt Shota immer wieder Handzeichen. Die beiden scheinen sich auch ohne Worte zu verstehen. Oder eher: Abzustimmen. Denn hier geht es nicht ums Einkaufen. Der Einkaufswagen bleibt am Ende gut gefüllt im Laden zurück. Die eigentliche Ware verschwindet in Shotas Rucksack. Außerdem sehen die beiden zumindest ein wenig gehetzt aus.
Einer mehr oder weniger macht den Kohl auch nicht fett
Auf dem Rückweg kommen sie in der Nachbarschaft an einem Balkon vorbei. Dort sitzt Yuri (Miyu Sasaki) und spielt. Die Fünfjährige scheint verwahrlost zu sein und ihre Eltern streiten sich im Hintergrund. Also beschließt Osamu die Kleine kurzerhand mitzunehmen. Also eigentlich nur zum Abendessen allerdings erweist sich eine Rückgabe als kompliziert. Daheim wohnen dann noch Oma Hatsue (Kirin Kiki), Ehefrau Nobuyo (Sakura Andō) und Tochter Aki (Mayu Matsuoka). Finanziell sieht es logischerweise nicht so gut aus. Die Oma bezieht eine Witwenrente, Aki arbeitet als eine Art Hostess in einem Sexschuppen und strippt für Männer, Osamu ist Tagelöhner und Nobuyo arbeitet als Näherin. Das Geld reicht vorne und hinten nicht, die Wohnung ist verwahrlost und es herrscht eine seltsame Stimmung zwischen Zuversicht und Realitätsverlust. Von der Gesellschaft abgekoppelt ist die Familie in Shoplifters – Familienbande offenbar schon länger.
Drama und Unterhaltung unterhaltsam kombiniert
Mehr zur Handlung möchte ich auch gar nicht sagen, wir kriegen über ungefähr 2 Stunden das Leben der kleinen Familie gezeigt mit allen Höhen und Tiefen. Später kommt natürlich raus, dass Yuri entführt wurde. Komischerweise haben Ihre Eltern die Kleine allerdings erst nach 4 Wochen als vermisst gemeldet. Ein Grund mehr, diese bei sich zu behalten denkt Osamu. Immerhin geht es ihr gut und sie kann sich mit Shota zusammen beim Klauen nützlich machen. Dieser bekommt allerdings so langsam moralische Zweifel an diesem Leben abseits der Gesellschaft. Und das Schicksal meint es im weiteren Verlauf von Shoplifters – Familienbande auch nicht immer gut mit den Protagonisten.
Leben am Rande der Gesellschaft
Regisseur Koreeda hat für Shoplifters – Familienbande viel über Waisenhäuser recherchiert und auch eines besucht. Es war ihm sehr wichtig, dass das Thema Familie hier sehr im Vordergrund spielt und man sich fragt, was überhaupt Familie ausmacht. Verwandtschaft? Freundschaft? Zusammehalt und Vetrauen? Und wie kann so eine Familie am Rand der Gesellschaft nahezu unbemerkt existieren. Die Kinder gehen nicht zur Schule. Osamu scheint einen falschen Nachnamen zu verwenden. Shoto gar nicht unbedingt sein richtiger Sohn zu sein. Die Oma macht sich Sorgen um ihren eigenen Tod und was danach kommt. Shoto sagt Yuri, dass man Verstorbene vergessen muss. Warum erschließt sich erst gegen Ende von Shoplifters – Familienbande.
Shoplifters – Familienbande ist mehr als nur einen Blick wert
Kurzum: Shoplifters – Familienbande ist ein sehr beeindruckender, teilweise lustiger aber meist eher ernster Film. Das Erzähltempo ist eher langsam, aber das kennt man ja von japanischen Filmen. Geschaut habe ich im japanischen Original mit deutschen Untertiteln. Der Film ist ab dem 10.05.2019 auf Blu-Ray und DVD erhältlich und ich spreche meine unbedingte Empfehlung aus.
Disclaimer: Wir haben ein Rezensionsexemplar der Blu-ray erhalten.
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