Space Pirate Captain Harlock
Seit rund 36 Jahren treibt der Weltallpirat sein Unheil im Manga- und Anime-Universum. Jetzt ist er in Spielfilmlänge im CGI-Kosmos angekommen.
In der Zukunft: Die Menschheit hat sich über die Galaxie ausgebreitet. Aber überall schwinden die Ressourcen und 500 Milliarden Menschen drängen zurück zum Heimatplaneten. Ein Krieg bricht um die Erde aus, der in der Gaia Sanction gipfelt: Die heilige Doktrin, nach der die Erde niemals mehr betreten werden darf, aufrechterhalten von der gleichnamigen Militärregierung. 100 Jahre später tritt Space Pirate Captain Harlock auf den Plan. Der Kapitän mit der Augenklappe und dem vollen Haar fliegt mit seinem mysteriösen Schiff Arcadia durch die Galaxie, immer auf der Flucht vor der totalitären Gaia Sanction. Als der junge Yama auf der Arcadia anheuert, beginnt die Rebellion, die in der Enthüllung des Geheimnisses der Erde enden soll.
Zerstörung ist sein Hobby
Wenn im All der Jolly Roger weht, schädelgesichtige Raumschiffe durch Wolken dunkler Materie stoßen und weißgerüstete Stormtrooper durch Raumschiffgänge hasten, kann die Logik schon einmal am Rand der Galaxie bleiben. 35.000 Raumschiffe riegeln das Sonnensystem ab? 100 Bomben, im Universum verteilt, lösen die „Knoten der Zeit“? Dunkle Materie ist tödlich, macht aber auch unsterblich? Solche aufgrund ihrer enormen Schwerkraft in sich zusammenstürzende Logiklöcher sind wir schon von Doctor Who gewöhnt. Aber was beim alten Zausel aus dem Brit-TV ganz sympathisch rüberkommt, ist beim japanischen Space Pirate Captain Harlock sehr konfus. Dazu kommt noch, dass der Käpt’n tendenziell etwas zu massenmordaffin rüberkommt, Zerstörung scheint sein Lebensmotto zu sein. Die eigentliche Hauptfigur ist aber Harlocks Protegé und Widersacher Yama, gefangen in ambivalenten Beziehungen zu seinem Kapitän und seinem älteren Bruder Isora, inklusive Schuldkomplex und Brüderrivalität. Auch die restliche Crew ist tendenziell klischös, Frauen sind natürlich aufreizend, exotisch-anziehend und zur Selbstopferung bestimmt oder kompetente Kämpferinnen – bis sie gerettet werden müssen, sozusagen der Gamora-Effekt.
Das klingt nach einem großen Haufen dampfenden Space-Mist, aber so ist es nun einmal mit dem kritischen Blick: Wenn man ganz genau hinguckt, lässt er sich kaum noch abschalten. Dabei hat Space Pirate Captain Harlock durchaus spannenden Stellen und den einen oder anderen Twist. Den Glücklichen, denen es gelingt, alle kleinen und großen Makel auszublenden, erwartet in der Tat eine hervorragend animierte Space Opera.