Misfits – Staffel 5
„Was für eine kranke Scheiße!“ Wer zum ersten Mal Misfits guckt, denkt unwillkürlich diesen Satz. Nach Höhen und Tiefen hat die Serie – wenn wohl auch nicht ganz freiwillig – mit Staffel Fünf abgeschlossen. Wir sagen „So long, you bloody pricks!“
Straffällige asoziale Jugendliche geraten in einen mysteriösen Sturm, erhalten Superkräfte und gehen richtig ab. Der Start von Misfits hatte 2009 Begeisterungsstürme ausgelöst: Kompromisslos und krass, witzig und hochdramatisch ging es in der tristen Betonvorstadt zu. Nach Staffel Zwei – dem Höhepunkt der Serie – wurden die Folgen absurder und paradoxerweise trotz Cheerleaderzombies, einer Nazialternativwelt und einem Killerkaninchen in Staffel Vier auch langweiliger. Nach und nach hat man den alten Cast erneuert, bis kein Misfit vom Anfang mehr dabei war. Die Neuen hatten immer unspektakulärere Kräfte und den Drehbüchern mangelte es an Biss. Nicht unbedingt gute Bedingungen für eine neue Season. Zu Beginn von Staffel Fünf setzt trotzdem unversehens eine leichte Wiedersehensfreude ein und trotz aller Bedenken dreht die Serie noch einmal auf.
Die Gang
Rudy ist mittlerweile der Veteran der Truppe (seit Staffel Drei dabei), den wir trotz seiner asozialen Ader ein bisschen lieb gewonnen haben. Abby ist immer noch die weltfremde Frau ohne Gedächtnis. Alex, der schöne Barkeeper, gehört fest zum Ensemble und hat eine sehr interessante Superkraft dazugewonnen (Hinweis: Sie ist in seiner Hose.). Jess, die Frau, die durch Wände sehen kann, hat sich in dieser Staffel zu einem echten Charakter entwickelt. Und dann haben wir noch Finn, den unbegabten Telekineten, der mich in Staffel Vier sehr genervt hat. Ein Milchgesicht, bei dem sich die Autoren anscheinend nicht sicher waren, ob er dumm oder spießig sein soll. Machte ihn der Plot mit seiner Freundin zunächst noch interessant, geriet Finn nach dem das Auflösen des Problems in ein storytechnisches Vakuum. In Staffel Fünf hat man seine Spießigkeit und Dummheit auf ein erträgliches Maß reduziert, er nervt gar nicht mehr. Rudys guter Doppelgänger Rudy 2 ist mittlerweile festes Ensemblemitglied und entdeckt eine Selbsthilfegruppe für Leute mit Kräften. Unter anderem mit dabei: Eine Schildkröte und eine alte Dame, die ihre Visionen der Zukunft als Motive auf Strickpullovern festhält.
Die Abenteuer
Wie schon in den vorherigen beiden Staffeln geht es kaum noch um die unterwältigenden Superkräfte der Misfits. Stattdessen tritt in jeder Folge eine „Super“-Bedrohung auf, die von den Mädels und Jungs in Orange beseitigt wird. Das Spektrum reicht von zeitspringenden Psychopathen über satanische Pfadfinder bis zu real gewordenen Kindheitsschreckgespenstern. Die Erklärung „Ach, ich bin in diesen komischen Sturm gekommen.“ wird meistens mit einem Achselzucken abgetan. Die Herangehensweise der Misfits an ihre Probleme unorthodox und voller haarsträubender Ideen, die peinlich, schmerzhaft oder sogar tödlich für einige Beteiligte sind. Das Ausschalten einer Elektro-Kraft durch Einnässen ist hier nur ein Beispiel von vielen. Dabei geht es oft an die Grenze des Erträglichen, wenn manche Szenen durch den Einsatz einer speziellen Kraft ins Gebiet der Rape Comedy vordringen.
Damit ist eins klar: Misfits ist trotz der mehr oder weniger jugendlichen Protagonisten keine Jugendserie, das Label der FSK ist da eindeutig. Dabei wirken viele Themen wie aus dem Angebot der Teenagerberatung: Depression, Internetsucht und ungewollte Schwangerschaft bilden in einigen Folgen den Kern der Handlung. Doch gerade wenn der Zuschauer Misfits für eine respektable Serie hält, fallen Sätze wie: „Kannst du bitte meine Schildkröte ficken?“, die im Kontext der Handlung auch noch absolut sinnvoll sind. Damit ist es jetzt allerdings Schluss. Staffel Fünf bietet einen würdigen Abschluss der Serie, die nach schwächer werdenden Staffeln gerade wieder auf Kurs war.
Disclaimer: Fischpott hat ein Rezensionsexemplar der DVD von Polyband erhalten.