Redcon-1 Army Of The Dead
Mit Redcon-1 legt Regisseur Chee Keding Cheung „eine blutige, krasse Mischung aus The Raid und 28 Weeks Later“ vor. Jedenfalls, wenn man dem Packshot-Zitat aus dem Stardust Magazine glauben schenken kann. Außerdem ist der Film laut Trailer von den Machern von Desperado, Irgendwann in Mexiko und Teenage Mutant Ninja Turtles. Klingt doch voll krass. Das rote 18er-Siegel verspricht neben dem verdammt auffälligen, im HDR-Look gehaltenem Cover zünftige Zombie-Action. Ich habe mir also einen Kumpel sowie den ausgewiesenen Zombologen Fabian W. W. Mauruschat geschnappt und die DVD ohne über Los zu gehen in den Player geschubst.
Die spinnen, die Briten
Zunächst aber mal kurz was zur Handlung. Blablabla Infektion blabla Gefängnisausbruch blabla Sperrzone blabla Militär blabla Spezialeinheit blabla. Ach, scheiß drauf, die Story will doch keiner wissen. Nach einem zugegebenermaßen recht stylishen Intro mit Erklärbär aus dem Off und viel Stock-Footage (Ihr wisst schon, Ruinen, Viren in Blutbahnen, London von oben, Rauch, Lärm, Hinrichtungen etc) geht es auch direkt los. Eine britisch-amerikanische Truppe Super-Army-Soldiers bricht zur infizierten Sperrzone in London auf, um einen Wissenschaftler zu extrahieren. Dieser könnte nämlich ein Antidot erfunden haben, um die infizierte Welt dennoch zu retten. Wenn ich so drüber nachdenke, ich werde nämlich ab jetzt immer mit H schreiben. Das passt zumindest zu Redcon-1.
Hauptsache wir haben Spaß
Spaß hatte ich jedenfalls recht viel mit Redcon-1. Anfangs sagte ich noch: Passt auf, die tun gleich so, als ob die voll cool in London drehen und dann sehen wir doch nur alte Lagerhallen in abgeranzten Industriegebieten. Enttäuscht wurde ich diesbezüglich nicht. Die Handlung springt dabei auch noch zu verlassenen Minen, verlassenen Häusern, einem verlassenen Strand und einem ebenfalls verlassenen Wald. Warum? Keine Ahnung. Ich habe so halblaut vor mich hin spekuliert, dass irgendwie das britische Tourismus-Ministerium Fördergelder locker gemacht hat. Und man dazu möglichst viele Aspekte der Insel zeigen muss. Also alles, außer innerstädtische Szenarien. Außerdem war ich anfangs durchaus auch von der filmischen Gestaltung von Redcon-1 angetan. Mit der Amateur-Splatter-Brille auf dem Kopf geht das nähmlich auf jede Kuhhaut und macht durchaus Spaß. Da wird geballert, es gibt saftige Kopfschüsse (und sogar die eine oder andere Explosion) und einen Panzer hat man auch organisiert.
Und dann wird Redcon-1 nähmlich-dämlich
Auf Dauer geht das dann aber nicht gut. Die Gewalt spielt sich viel zu oft außerhalb des Bildschirms ab. Laut Fabian nennt man das discretion shot. Ich nenne es eher: Den Gorebauern um seine Ernte bringen. Klar, es gibt Filme, wo das funktioniert. Evil Dead 2 oder das Remake von Night of the Living Dead von Tom Savini. Kein Ding, diese Filme waren auch ohne allzu explizte Splattereinlagen gut. Redcon-1 hingegen MUSS neben den teilweise ganz gut inszenierten Kämpfen (sogar mit Nunchaku) auch Gore und Splatter bieten. Und nicht nur ein paar Kopfschüsse (diese dann in den vielen Rückblenden auch gern nochmal und nochmal und…) und abgetrennte Arme oder Beine und etwas Gedärm. Das reicht nicht, wenn ein Film extra-dumm ist. Teilweise hatte ich dann auch noch Schwierigkeiten, der dummen Handlung zu folgen. War der nicht gerade gestorben? Oder doch nicht? Wie kommen die Infizierten jetzt auf einmal dorthin? Und wieso sehen die Beine der Frau wie abgenagt aus? Hab ich was verpasst? Klar, ich habe mein Hirn an der Eingangstür abgelegt, aber so abgelenkt durch diverse dumme Kommentare von mir und den Mitschauern kann ich doch gar nicht gewesen sein. Ich kann nähmlich auch abgelenkt einer durchaus komplexeren Handlung als in Redcon-1 folgen.
Redcon-1 oder: wer braucht den Shice jetzt wirklich?
Ja, gute Frage. Ich denke, auf einer Zombie-Convention kann man den gut im fast leeren Hauptsaal auf der Leinwand laufen lassen, während die meisten Gäste bereits auf dem Heimweg sind. Die wenigen, die noch da sind, haben entweder den Bus verpasst oder sind zu besoffen, um noch heimzufahren. Wahrscheinlich beides. Und denen tut so ein Müll auch nicht besonders weh. In den 80ern würde ich ja sagen: Macht Euch ein paar Bier auf und dann geht das schon. Aber die 80er sind nur noch in hipsterigen Serien und Filmen in und deshalb kann ich Redcon-1 nicht wirklich empfehlen. Deshalb noch ein kurzer Fun-Fact: Der Film wurde in einer Zeitspanne von 4 Jahren gedreht. Das merkt man leider. Peter Jackson hat an seinem Debüt Bad Taste auch einige Jahre gebastelt. Das Ergebnis kann sich auch heute noch sehen lassen. Redcon-1 hingegen ist Lebenszeitverschwendung.
Redcon-1 ist ab sofort überall, wo es Medien gibt zu haben. Kauft es und schmuggelt es Freunden ins DVD-Regal. Oder auch nicht. Egal. Ich bin raus.
Disclaimer: Wir haben ein Rezensionsexemplar der DVD erhalten.
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