The Rezort
Urlaub unter Untoten
Zombies, endlich, wurde auch verdammt nochmal Zeit, mal wieder einen Zombiefilm zu sehen. Nicht. Allerdings hat mich der Untertitel auf dem Cover „Willkommen auf Dead Island“ dann doch neugierig gemacht. Da gab es doch mal ein eher mäßiges PC-Spiel namens Dead Island, welches – ja ist das denn zu glauben, Zufälle gibt’s! – auf einer Urlaubsinsel spielt, und an dessen Ende man hinter einige dunkle Geheimnisse der Insel kam. Sofern man soweit gespielt hat. Immerhin hatte Entwickler Techland zu Dead Island einen sehr atmosphärischen Trailer1 veröffentlicht und das Szenario sehr gut getroffen. Mit der Thematik also ein Zombiefilm, warum nicht.
Aber am Anfang war erst einmal das Licht beziehungsweise die Erklärung, warum überhaupt wieder einmal die Welt von Zombies2 überrannt wurde. Ehrlich gesagt, die Erklärung hätte sich Regisseur Steve Barker sparen können. Jedes Kind weiß, wie es zur Zombie-Apokalypse kommen kann, da hätte eine Texttafel gereicht. Aber gut, es gab einen Zwischenfall und danach waren 2 Milliarden Menschen tot beziehungsweise untot, bevor man die Sache irgendwie in den Griff gekriegt hat. Nicht in den Griff bekommt allerdings so mancher Mitmensch das erlittene Trauma (sei es als Soldat im Einsatz oder als Zivilist, der manchen Angehörigen oder Freund verloren hat). Und da mit einem Trauma jeder anders umgeht, beschließt Melanie (Jessica De Gouw) das sogenannte Rezort zu besuchen, eine Art Freizeitpark für Zombiefans. Auf einer abgelegenen Insel hat eine profitgierige Firma eine Art Jurassic Park mit Zombies eingerichtet und fährt erlebnishungrige Touristen regelmäßig für einen Haufen Kohle dorthin, für eine schöne Zeit mit Black Jack und Zombies.
Da Melanie allein offenbar nicht zurechtkommt, begleitet sie ihr Freund Lewis (Martin McCann3). Der war nämlich beim Militär und ist somit sicher voll die Hilfe für Melanie. Endlich auf der Insel angekommen (ja, echt mal, das dauert schon zu lange, bis es endlich losgeht) werden die anderen Gäste vorgestellt (unter anderem ein zwielichtiger, nicht sehr redseliger Typ, zwei Teenies und eine hübsche Blondine mit einem Geheimnis) und der erste Abend leger bei Cocktails und einer Ansprache der Oberbossin (Claire Goose) inklusive am Halsband vorgeführtem Zombie verbracht. Schon da wird klar, dass Melanie die Zombies durchaus nicht egal sind und sie durchaus Empathie für sie empfindet.
Am nächsten Tag geht es los, mit sehr hübschen roten Jeeps (mit großem Z an der Seite) fährt man diverse Areale der Insel an, wo die Gäste unter anderem Zombies in Häusern und auf einer Wiese erschießen dürfen. Dabei fällt der offenkundig nicht zum ersten Mal teilnehmende Archer (Dougray Scott) auf, der mit einem Scharfschützengewehr einen Zombie nach dem anderen wegballert. Kurz darauf kommt es natürlich zu einem Zwischenfall4, die Zombies entkommen aus den abgesperrten Gebieten und für die kleine Gruppe Erlebnistouristen wird der erholsame Urlaub zu einer Tour de Force ums nackte Überleben – unter stetigem Zeitdruck, da der Notfall natürlich einen Alarm ausgelöst hat, der am Ende des Countdowns die Bombardierung der Insel und allem was da so kreucht und fleucht auslöst.
Klingt doch jetzt nicht so schlecht oder? War es überraschenderweise auch nicht. The Rezort hat durchaus Unterhaltungswert und wenn man sich damit abgefunden hat, dass der Film versucht, atmosphärische Szenen mit durchaus individuellen Charakteren und Schicksalen zu verknüpfen und am Ende etwas Sozialkritik raushängen lässt (ihr wisst schon, Plot Twist und so) kann The Rezort schon unterhalten. Die Splattereffekte sind dabei aber eher auf CGI-Kopfschüsse und ein paar wenige graphische Details reduziert. An zwei Stellen hatte ich das Gefühl, dass ein wenig zensiert wurde5 und grundsätzlich hätte der Film ruhig etwas mehr Blut+Gedärm zeigen dürfen. Die Musik hält sich größtenteils angenehm zurück und klingt ganz gut und passend zum Thema. Wenn man bedenkt, dass selbst George A. Romero in letzter Zeit keine6 guten Zombiefilme mehr gemacht hat und dass es mit diversen Fernsehserien und Filmen zum Thema mehr als genug Zombies in der Medienlandschaft gibt, bleibt als Fazit zu sagen: Der Film unterhält, ist vom Gewaltgrad eher auf dem Niveau der Resident Evil-Filme und könnte viel schlechter sein als er ist. Er kommt nicht an die wirklich guten Genrebeiträge wie Shaun Of The Dead, The Return Of The Living Dead oder die guten Romero-Filme7 heran, kann nicht so popcornig unterhalten wie World War Z, ist aber sicher keine schlechte Wahl für einen Videoabend, gern auch zu Halloween als Auftakt oder so.
Bild und Ton gehen in Ordnung, wobei das Bildformat mit einem beschnitten wirkenden Ultra-Widescreen wenig passend wirkte und die Dialoge laut meinen Mitguckern wirklich durch die Bank weg mies und hölzern waren. Geschaut haben wir auf englisch, es gab auch nur deutsche Untertitel und auf der Blu-ray sind noch ein paar Extras wie Behind The Scenes und Making-Of der Visuellen Effekte drauf.
Disclaimer: Fischpott hat freundlicherweise vom Promoter voll:kontakt ein Testmuster der deutschen Blu-ray-Version zur Verfügung gestellt bekommen.
- Den ich hier mal hier verlinke und als Bonus auch den sehr sehenswerten Trailer für den inzwischen verschobenen zweiten Teil. ↩
- Ja, keine Infizierten oder so, richtige Zombies. ↩
- Den aufmerksamen Leser von Fischpott bereits aus dem Film ‘71 – Hinter feindlichen Linien kennen. ↩
- Vor allem dadurch begünstigt, dass selbst die Halsbandschlösser der Zombies mit dem Zentralrechner verbunden sind. ↩
- Die deutschen Veröffentlichungen sind allerdings uncut. ↩
- Ich fand Diary of the Dead und Survival of the Dead jedenfalls eher grottig. ↩
- Also Night Of The Living Dead, Dawn Of The Dead, Day Of The Dead und Land Of The Dead. ↩
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