Werewolves Within
Inga: „Werewolf!“
Young Frankenstein
Dr. Frankenstein: „Werewolf?“
Igor: „There wolf.“
Dr. Frederick Frankenstein: „What?“
Igor: „There wolf. There castle.“
Wenn Werwölfe lustig sind, dann meist eher unfreiwillig. Manchmal sehen sie aus wie putzige Teddys, manchmal wie Typen in schlechtsitzenden Gorillakostümen. Werwolves Within will aber mit voller Absicht lustig sein – die Horrorkomödie ist zudem auch die Verfilmung des gleichnamigen Ubisoft-Games.
Wer ist der Wolf?
Ranger Finn ist neu im Dorf. Es hat ihn in das verschneite Städtchen Beaverfield verschlagen und gleich bei seinem ersten Gang durch die Gemeinde lernt er die verschrobenen Einheimischen kennen. Die Schrottplatz-Rednecks Gwen und Markus, die distanzlosen Sonderlinge Pete und Trisha, die schnöseligen Wolfsons und den waffennärrischen Trapper Emerson. Einziger Lichtblick ist die Postbotin Cecily, mit der sich der grundsympathische Finn sofort anfreundet. Und da ist auch noch die geplante Gaspipeline quer durch Beaverfields malerische Wälder, die das Dorf entzweit. Als schon am Tag nach Finns Ankunft ein Hund verschwindet, eine Leiche auftaucht und die Stromversorgung ausfällt, bricht Panik aus in Beaverfield. Hat hier jemand gemordet? Oder ist gar ein Werwolf im Ort?
Wo ist der Wolf?
Statt eines Whodunit haben wir es bei Werewolves Within also mit einem Whowolfit zu tun. Denn es stellt sich die Frage: Wer ist der Wolf? Aber je weiter sich der Film entwickelt, umso mehr ändert sich die Frage zu: Ist hier ein Wolf? Denn so langsam kommen Zweifel auf, ob Werewolves Within wirklich einen haarigen Gestaltwechsler zu bieten hat. Nach und nach kommt immer mehr ans Licht, dass die Beaverfielder der beste Beweis für die These sind, dass „der Mensch des Menschen Wolf“ ist. Untreue und Habgier scheinen plausible Mordmotive zu sein. Dass beim ganzen gegenseitigen Beschuldigen aber keine rechte Spannung entsteht, liegt wohl gleich an zwei Gründen. Zum einen sind die meisten Dörfler*innen weder sympathisch noch interessant. Der einzige Sympathieträger ist der grundgute Ranger Finn. Zum anderen am eklatanten Werwolfmangel: Wenn ich mit der Vidüre eines Werwolffilms beginne, erwarte ich haarige Verwandlungen spätestens zum Ende des ersten Drittels. Wenn das nicht eintritt und ich mir stattdessen Gedanken machen muss, ob es sich wirklich um die blutigen Taten einer mythischen Bestie handelt oder um die blutigen Taten langweiliger Menschen, dann liegt eine filmische False-Flag-Operation vor.
Wer spielt den Wolf?
Aber taugt Werwolves Within denn wenigstens als Videogame-Verfilmung? Das VR-Game von Ubisoft ist mehr oder weniger Werwolf in einem Fantasy-Setting – also ein Social-Deduction-Spiel mit geheimen Rollen, bei dem die Werwölfe die Menschen davon überzeugen müssen, dass sie keine Werwölfe sind. Ein ganz großer Spaß, bei dem früher oder später empört Sätze ausgestoßen werden wie: „Das würde nur ein Werwolf sagen!“ Dass Werewolves Within das Setting in einem modernen US-amerikanischem Städtchen ansiedelt ist nur passend für eine Adaption. Aber leider fehlen auch die wiedererkennbaren sonstigen Elemente. Statt gegenseitiger Beschuldigungen von Lykanthropie beleidigen sich die Dörfler*innen lieber und teilen sich dann auch bald in kleine Gruppen auf, die sich separat durch Beaverfield schlagen. Das fängt die Stimmung Social-Deduction-Spiels nicht gut ein.
Für Horror-Aficionados zu viel Klamauk, für Werwolffans zu wenig Werwolf, für Krimi-Purist*innen zu viel Horror: Werwolves Within ist weder Wolf noch Mensch und leider auch keine Sternstunde der Videogameverfilmungen. Schade.
Disclaimer: Wir haben von Ubisoft Deutschland eine Blu-ray zu Testzwecken erhalten.