Die Bände des Asterix III – Welcher ist der Beste?
Die große, ultimative Liste: Platz 10 bis 1
Willkommen bei Teil III unseres umfassenden, dreiteiligen Rankings aller Asterixbände (erschienen bei Egmont). Und mit alle meinen wir: fast alle. Denn alles, was nach 1997 (Obelix auf Kreuzfahrt) herausgegeben wurde, zählt nicht. Platz 30 bis 21 hatten wir in Teil I einer genaueren Analyse unterworfen, Platz 20 bis 11 in Teil II. Jetzt, im lang erwarteten dritten Teil, kommen sie: Die besten Bände des Asterix.
Platz 10: Asterix und der Arvernerschild (Band XI, 1968)
Majestix trinkt zuviel und muss zur Kur, ins schöne Arvernerland. Natürlich verprügeln die Gallier unterwegs auch mal ein paar Römer – unter anderem den römischen Statthalter Tullius Firlefanzus (einer der besten Namen in allen Geschichten!) – was sich auch zu Cäsar herumspricht. Der vermutet mal wieder einen Aufruhr und möchte einen Triumphzug durchführen – symbolisch auf dem Schild des besiegten Vercingetorix. Dieser Schild ist jedoch verschollen.
Wieder einmal wird das römische Imperium in seiner Eitelkeit vorgeführt: Nur, weil Majestix zuviel gesoffen hat, wittert Cäsar gleich eine Staatsaffäre und löst einen völlig unnötigen Affentanz aus, um dabei am Ende auch noch blamiert zu werden. Und während der Arvernerschild gesucht wird, lernen wir einige der besten Charaktere in den Asterixgeschichten kennen, nämlich den lächerlichen Tullius Firlefanzus, den ehrenwerten Alkoholix und den herrlich entspannten Gaius Faulus.
Beste Szene: Gaius Faulus putzt halbe Platten: „Nun, ich hab‘ die erste Hälfte der ersten Platte fertig. Ich verschnauf‘ ein wenig, dann feg‘ ich die zweite Hälfte der ersten…ich verschnauf‘ ein wenig, dann kommt die erste Hälfte der zweiten, ich verschn…“
Platz 9: Obelix auf Kreuzfahrt (Band XXX, 1996)
Ich war in der siebten Klasse, und es galt lange als umstritten, ob es nach Asterix und Maestria noch einen weiteren Asterixband geben würde. Die Freude war groß, als es hieß, Uderzo habe sich entschieden, „noch einen“ herauszubringen. So sagt es zumindest mein mnemonisches Archiv – ob Uderzo schon damals vorhatte, mit knapp 180 Jahren immer noch Geschichten zu erfinden, weiß ich nicht.
Mit Obelix auf Kreuzfahrt ist ihm aber ein Überraschungshit gelungen. Nicht gerade wegen besonders feiner Gags – die sind eher grobschlächtig, wenn auch bisweilen sehr gelungen, z.B. wenn „mit römischem Genie“ aus Versehen eine Galeere geopfert wird (S. 18) – sondern wegen einer unterhaltsamem Story, die auch schöne Referenzen auf vorherige Bände enthält: es gibt einen Rückgriff auf Teefax (Asterix bei den Briten), wir sehen Falbala wieder und natürlich kommen auch die Piraten vor. Doch die Kreuzfahrt des Obelix ist nicht nur eine einzige Selbstreferenz, es gibt auch interessantes Neuland (Atlantis), zum ersten Mal wird der ewige Running Gag „Obelix und der Zaubertrank“ wirklich thematisiert und eigentlich ist auch die Auflösung – Obelix findet durch die Angst um seinen Freund Asterix wieder zu gewohnter Form zurück – für Uderzo-Verhältnisse gar nicht einmal so blöd.
Beste Szene: „Ich ess‘ nur Wildschwein, du Gurke.“ „Er sagt, er isst nur Wildschwein mit Gurke.“
Platz 8: Asterix und der Kupferkessel (Band XIII, 1969)
Eine spannende Geschichte um Geld, Ehre und Moral: Mal wieder können die Gallier sich nur selbst schlagen. Und diesmal tun sie es, weil sie aus moralischer Verpflichtung heraus auf das Geld eines „befreundeten“ gallischen Stammeshäuptlings (genialerweise „Moralelastix“ genannt, nomen est omen!) Acht geben, weil sie aus Ehrgefühl Asterix des Dorfes verbannen müssen, weil dieser den Auftrag verkackt und weil sie – das wissen wir inzwischen – ja eigentlich gar nichts mit Geld anzufangen wissen.
Die Hauptgeschichte setzt ein, als Asterix des Dorfes verbannt wird – die vielleicht ergreifendste Szene in allen Geschichten. Er versucht nun auf sehr unterschiedliche Weise, zu Geld zu kommen, was natürlich auch die Erzählung sehr abwechslungsreich macht. Ebenso viel Spaß macht es aber zu sehen, wie dilettantisch sich die beiden dabei anstellen: Sie verkaufen 14 Wildschweine mit einem geschätzten Marktwert von 100 Sesterzen für 5 Sesterze (um sich dann für diese 5 Sesterze ein Wildschwein zu kaufen). Idefix eignet sich trotz erstaunlicher mathematischer Kenntnisse nicht als Zirkushund. In der Boxbude verprügeln sie alle Gegner und ruinieren den Besitzer, der ihnen keine Belohnung mehr auszahlen kann. Als Theaterschauspieler beleidigen sie die römische Staatsmacht. Und selbst als sie ihre moralischen Standards über Bord werfen und eine Bank ausrauben, hat diese Bank kein Geld. Und beim Pferdewetten … naja, man ahnt es bereits.
Doch alles halb so wild, denn Moralelastix … nun, wie gesagt: Nomen est omen. Großartiges Ende.
Beste Szene: Obelix glaubt, man könne die Abenteuer von Asterix und Obelix erzählen und dafür Geld nehmen. „Man könnte das doch nennen ‚Die Abenteuer von Obelix, dem Gallier‘ und…“ Doch Asterix unterbricht ihn schnell: „Ich bin kein Geschäftsmann, aber ich kann Dir sagen, dass so was nie und nimmer Geld bringt!“
Platz 7: Asterix im Morgenland (Band XXVIII, 1987)
Nein, mit besonderer Subtilität kann auch dieser reine Uderzoband nicht punkten. Aber man mag mir hoffentlich zustimmen, dass dies die beste Episode ist, die alleine auf Uderzos Mist gewachsen ist. Und vor allem: Dass es von den Zeichnungen her der schönste aller Asterixbände ist. So viele Bilder sind in blauen und roten Tönen gehalten, es gibt – der Story geschuldet – herrliche Zeichnungen von Rom und Athen aus der Luft und die indische Flora und Fauna ist ein schöner Kontrast zu allen Landschaften, die bisher Schauplatz in den Geschichten waren.
Die Story selbst ist natürlich an den Haaren herbeigezogen – Asterix, Obelix und Troubadix reisen auf einem fliegenden Teppich nach Indien, damit Troubadix es dort mit seinem Gesang regnen lässt – aber sie bietet natürlich die Möglichkeit, unheimlich viel Terrain auf wenigen Seiten abzuarbeiten. Und so ist Asterix im Morgenland vor allem eine hübsche Sammlung netter kleiner Episoden, von denen mir die Teppichreparatur in Persien am besten gefällt. Als ein persischer Teppichknüpfer sagt, er würde keine ausländischen Teppiche reparieren, klärt Obelix ihn auf: „Wir sind keine Ausländer, wir sind Gallier.“
Der Schwachpunkt, wieder einmal: Uderzo kann keine Geschichten abrunden. Unsere Gallier schaffen es nicht, ihren Auftrag innerhalb von 1001 Stunden auszuführen, deshalb hauen sie alles kurz und klein und gehen dann als Sieger vom Platz.
Beste Szene: Troubadix lässt es durch seinen Gesang in Majestix‘ Hütte regnen.
Platz 6: Der Seher (Band XIX, 1972)
„Der Seher“ ist sicherlich einer der prominentesten Bände. Einerseits, weil Teile von ihm bereits mehrfach verfilmt wurden,1 andererseits, weil mit dem Seher Lügfix einer der interessantesten Charaktere überhaupt erfunden wurde.
Dieser ist eigentlich nur ein leicht überdurchschnittlich intelligenter Taugenichts, der durch die Lande zieht und sich durch Abzocke gutgläubiger Dorfnasen mit vermeintlichen Prognosefähigkeiten verdingt. Um in die Zukunft zu sehen, braucht er lediglich ein paar Nahrungsmittel – darunter auch Cervisia, „am besten, wenn sie frisch gezapft ist“. Dabei ist schon der erste Teil der Geschichte zum Schreien, weil sich alle Dorfbewohner unter irgendwelchen Vorwänden aus dem Dorf schleichen, um ihre Zukunft zu erfahren; mit dem Highlight, dass Verleihnix‘ Frau einen Sack toter Fische zum Spazieren ausführt, weil „die armen Tiere doch auch mal frische Luft schnappen dürfen“.
Noch besser aber wird es, als auch die umliegenden Römerlager Wind von den Fähigkeiten des Sehers bekommen. Dieser muss ihnen nun allerhand optimistisches Zeug erzählen – so wird der römische Zenturio Gaius Ausgus schon bald Cäsar beerben – wird aber andererseits auch an diesen Vorhersagen gemessen; klassisches Augurendilemma, sozusagen. Ausgus versucht den Seher zu benutzen, um die Gallier aus ihrem Dorf zu vertreiben – und Häuptling Majestix und seine Untergebenen fallen auch durchaus auf die Finte rein – aber Asterix und Miraculix zeigen sich durchgehend unbeeindruckt und schmettern die römische Offensive gekonnt ab. So ist dann der hintere Teil der Geschichte auch nur mäßig fesselnd.
Beste Szene: Lügfix soll beweisen, dass er (k)ein echter Seher ist und muss die Augenzahl beim Würfeln raten. Er will in diesem Moment nicht als Seher gelten, rät aber korrekt die Augenzahl VII. Die Römer überführen ihn daraufhin als echten Seher. Lügfix versucht sich logisch herauszuargumentieren: „Nein! Wenn ich ein echter Seher wäre, hätte ich vorhergesehen, dass Ihr eine VII würfelt, dann hätte ich VIII gesagt, denn dann hättet Ihr mich nicht für einen Seher gehalten, weil Ihr ja eine VII gewürfelt habt und keine VIII.“ Das ist zwar vollkommen korrekt, den Römern ist das jedoch zu hoch und sie überführen ihn dennoch.
Platz 5: Streit um Asterix (Band XV, 1970)
Ein düsterer Band, und mittendrin: Tullius Destructivus, der beste Antagonist in allen Asterixerzählungen. Wo auch immer er sich aufhält, gedeiht Zwietracht und Missgunst. Und das nicht nur durch seine fiese Grimasse, sondern auch durch seine perfide Gerüchteschmiede.
Dabei ist ein Manöver unterhaltsamer als das andere. Er löst einfach nur durch seine Anwesenheit einen Streit im römischen Senat aus. Er wendet einen Piratenüberfall ab, indem er auf Baba zeigt und sagt, dieser habe ihm in Rom Gold gegeben, damit nichts geschehe (die Piraten glauben das, kloppen sich und versenken ihr eigenes Schiff). Er provoziert die Gallier, indem er dem „wichtigsten Mann im Dorf“ ein Geschenk überbringt, dabei aber Majestix übergeht und Asterix eine Vase schenkt – und so eine Führungskrise im Dorf auslöst. Genial ist in der Geschichte vor allem gelöst, dass es gar nicht so viel von Destructivus braucht – nur einen kleinen Schubser, und die Tratschereien, Intrigen und Hahnenkämpfe entwickeln sich im Dorf über viele Seiten hinweg ganz von alleine. Destructivus ist quasi der Joker: „All it takes is a little push.“2
Das geht soweit, dass Asterix unterstellt wird, er habe das Geheimnis des Zaubertranks verraten (das er gar nicht kennt)…so dramatisch, dass mitten im Dorf gar „das Ende des kleinen Dorfes“ im Raum steht (S. 21). Doch anders als viele weitere Bände lässt Streit um Asterix hier nicht nach, sondern setzt nur zu weiteren Absurditäten an: Destructivus nimmt den stupiden Legionär Taubenus(!) mit in den Wald, um „psychologische Kriegsführung“ auszuüben. Als er daraufhin Taubenus bittet, einem Gallier mit einer Keule auf die Birne zu hauen, missversteht Taubenus diesen Teil der Attacke als den Kern „psychologischer Kriegsführung“ und verdrischt jeden in seinem eigenen Lager, um der römischen Legion „psychologische Kriegsführung“ beizubringen. Unterdessen setzen Verleihnix und Automatix zu einer aberwitzigen Spionageaktion an, um herauszufinden, ob die Römer den Zaubertrank haben oder nicht – haben sie natürlich nicht, aber die Römer selbst blicken auch nicht mehr durch und glauben nun, sie hätten ihn. Woraufhin Destructivus wiederum verzweifelt…
Streit um Asterix ist ein geniales Verwirrspiel um doppelte Logik, psychologische Kriegsführung und einem herrlichen Panorama zur „Schlacht um das gallische Dorf“.
Beste Szene: Automatix und Verleihnix spionieren im Römerlager. Automatix bittet Verleihnix: „Versuch‘ mal, nicht zu stinken.“
Platz 4: Obelix GmbH & Co.KG (Band XXIII, 1976)
Wenn man so will, die inhaltliche Fortsetzung von Die Trabantenstadt, ein Drama um Geld, Gier und Hinkelsteine…und mittendrin endlich einmal: Obelix. Geht es besser als das?
Kaum. Schon der Auftakt weiß zu überzeugen, denn Obelix bekommt zum Geburtstag ein paar funkelnagelneue römische Patrouillen zum Verprügeln geschenkt.3 Daraufhin fasst Cäsar den Plan, die Gallier in die Dekadenz zu treiben – angestachelt von seinem Wirtschaftsberater Technokratus. Dieser bekommt unbegrenzte Finanzmittel von Cäsar zur Verfügung gestellt, um schwachsinnige gallische Exportprodukte – in diesem Fall Hinkelsteine – aufzukaufen und die Gallier durch den süßen Duft des Kapitalismus zu verführen. Sie verdienen daraufhin Geld, um Dinge zu kaufen, die es vorher umsonst gab und um Dinge von anderen erledigen zu lassen, an denen sie eigentlich immer Spaß hatten. Die eine Sichtweise darauf wäre: Völlig schwachsinnig, das alles. Die andere Sichtweise: Ein normaler Wirtschaftskreislauf. Auf die Spitze getrieben wird das, als Technokratus Cäsar einen langen theoretischen Vortrag mit Nachfrage-marktanalyse-bedarf-kundenkreis-blablabla hält, dessen Quintessenz am Ende dann doch nur lautet: „Ich glauben-du-können-verkaufen-leicht-viele-Hinkelsteine“. Das Ganze ist nicht nur eine gelungene Parodie auf den Kapitalismus, sondern auch auf (neoliberales) Ökonomiegebrabbel. Und ob man diesen Band nun mag oder nicht, steht und fällt sicherlich auch damit, was man so von beidem hält.
Wie gesagt, dieser Band erinnert stark an die Trabantenstadt und auch die Auflösung des Ganzen funktioniert ähnlich. Gallische Freundschaft siegt. Insgesamt ist dieser Band aber noch etwas schöner gezeichnet – vor allem die „Business-Kostüme“ sind sehr gelungen – und vor allem heißt es am Ende: „Sesterz-nichts-mehr-wert-sein“.
Beste Szene: Miraculix fasst zusammen: „Und das lustigste an der Sache ist ja doch, dass wir bis heute noch nicht wissen, wozu ein Hinkelstein gut sein soll.“
Platz 3: Asterix bei den Briten (Band VIII, 1966)
Neben Asterix und Kleopatra vielleicht der bekannteste Band? Vor allem natürlich wegen der Verfilmung, dem gelungenen englischen Kauderwelsch und, weil Rugby gespielt wird.
Es ist so ein wundervoller Band. Nicht, weil er witziger wäre als z.B. Asterix bei den Goten; aber weil er einfach durchgehende Wohlfühlatmosphäre vermittelt, und das liegt natürlich an der Darstellung der Briten. Etwas langsam und faul sind sie, aber tapfere Gentlemen, die auf ihre Traditionen Wert legen. So wird selbst im Krieg immer um 17 Uhr Tee getrunken, und auch das Wochenende wird gepflegt – was sich Cäsar dann zunutze macht. Großbritannien wurde also nur erobert, weil Cäsar den britischen Feierabend ausgenutzt hat? Geniale Interpretation der Geschichte, dargestellt auf nur einer Seite und der Aufmacher dieses Bandes.
Aber – Sie ahnen es – es gibt da noch ein kleines Dorf, das allen Eindringlingen Widerstand leistet, aber so langsam dann doch mal auf gallische Hilfe angewiesen ist. Ein Fass mit Zaubertrank, das am Ende gar nicht mehr benötigt wird – denn wahre Kraft liegt im Herzen (oder im Tee?) – soll nach England geschmuggelt werden und während dieser Schmuggelei erlebt man eine der schönsten Seitenstränge aller Episoden – das Rugbyspiel, den Tower of London und natürlich … das gekochte Wildschwein in Pfefferminzsoße, mit dem sich der dicke Obelix („Hier gibt´s keine zwei Dicken! Höchstens einen und der ist nicht dick!“) so gar nicht anfreunden kann.
Abgesehen von der zauberhaften Herbeiführung des britischen Sieges am Ende – garniert mit dem Victoryzeichen – ist Asterix bei den Briten die mit Abstand gelungendste Darstellung nationaler Stereotype und Anachronismen. Rugby, Minze, Tee, Reden, Nebel, britische Höflichkeit. Nichts wirkt irgendwie deplatziert oder nervig, selbst nicht die anachronistische Anspielung auf den Eurotunnel. Und die deutsche Übersetzung ist dann eben das Sahnehäubchen: „Es ist, ist es nicht?“
Beste Szene: Kurz nach Grenzüberquerung wird Obelix endlich ein Wildschwein serviert.
Obelix: „Soll das das lachende Wildschwein sein? Das ist aber gar nicht zum Lachen.!“
Asterix: „Obelix, iss‘ und spar dir deine Kommentare. In Britannien hat man sich den britischen Gepflogenheiten anzupassen!“
Obelix: „…ja…aber gekocht und noch dazu mit Pfefferminzsoße, Asterix! Das arme Schwein!“
Platz 2: Asterix als Legionär (Band X, 1967)
Obelix ist verliebt! Was sich nur allzu langweilig anhört, bildet einen der rasantesten Einstiege in alle Geschichten: Da läuft Obelix einen Baum um, weil er die hübsche Falbala sieht – auf dem der Druide sitzt und Misteln schneidet; beschwert sich dann über den Zustand des Waldes, der „überall Bäume“ hat. Zurück in Dorf leidet er nun an Appetitlosigkeit – er verspeist nur zwei Wildschweine statt üblicherweise drei – und allen wird klar, was los ist. Selbst Idefix, der das gar nicht mag. Und all das auf den ersten drei Seiten!
Und das geht erstmal so weiter. Unter anderem bekommen die Römer eine ordentliche Tracht Prügel, als sie im Wald auf den Blumen herumtrampeln, die Obelix für einen Blumenstrauß auserkoren hat. Aber Goscinny wäre nicht Goscinny, wenn das nicht nur der Aufhänger für eine weitaus größere Story wäre: Um Falbalas Verlobten Tragicomix zu befreien, schmuggeln sie sich in die römische Legion ein. Und – hier die logische Fortführung von Asterix als Gladiator – pervertieren sie den imperialistischen Militarismus.
Diese mittlere Storyline bietet nämlich den größten Spaß: Die Grundausbildung für das Militär. Einerseits treffen hier die unterschiedlichen Nationalitäten aufeinander. Der Ägypter Tennisplatzis versteht kein Wort und hält die Kaserne für ein Hotel. Der Gote Verkrümeldich ist zu dünn für einen Soldaten. Der Brite findet das Schrottessen „köstlich“. Und der Grieche strebt Gehaltsverhandlungen an. Und zusätzlich garnieren Asterix und Obelix das strenge Regime mit ihrer Leichtigkeit. Getoppt wird das noch, als der Ägypter Tennisplatzis in Cäsars Zelt marschiert und fragt, ob dieser der „Tanzlehrer“ sei. Das größte Heer der Welt, ein einziger Kindergeburtstag.
Man kann darüber hinwegsehen. dass das Ende dem nicht ganz gerecht wird – Asterix und Obelix kloppen den gesuchten Tragicomix einfach frei – denn immerhin verhelfen sie so Cäsar zu einem historischen Sieg über Scipio und am Ende wird alles gut, Tragicomix kann zurück zu seiner Falbala, dessen Freude darüber Obelix mit einem seriösen „Gnagnagnagna“ quittiert.
Beste Szene: Obelix gibt seine Kleidergöße als „Mittel“ an.
Platz 1: Der Kampf der Häuptlinge (Band IV, 1966)
Die Römer machen es sich wieder einmal zunutze, dass die Gallier zwar physisch unbesiegbar, aber in ihren archaischen Traditionen durchaus angreifbar sind: Sie provozieren den Kampf der Häuptlinge zwischen Majestix und Augenblix, der den Römern wohlgesonnen ist. Verliert Majestix, muss er sich Augenblix und damit de facto Rom unterwerfen. Im Prinzip kein Problem, doch die Zaubertrankversorgung wird jäh gestoppt, als Miraculix einen „Klaps mit einem Hinkelstein“ vor die Rübe bekommt und verrückt wird.
Der Kampf der Häuptlinge ist der vierte deutsche Asterixband und schließt so an Asterix als Gladiator an. An dieser Stelle darf man sich aber wieder einmal die Reihung im französischen Original vor Augen führen, denn dort ist es bereits der siebte, und damit der Nachfolger von Asterix und die Goten und so der erste Band seit Asterix der Gallier, in dem die Haupthandlung nicht irgendwo in einem fremden Land, sondern in der unmittelbaren Nähe des gallischen Dorfes spielt – und in dem nicht durch exotische Schauplätze oder nationale Stereotype, sondern über skurrile Gags gepunktet wird. Und wie!
Abgesehen vom feinen Humor dieses Bands sind die Zeichnungen zu erwähnen: Es ist der erste Band, in dem die Figuren zeichnerisch weitgehend „ausgereift“ sind und so aussehen, wie wir es von später kennen. Weich, mit optimistischer Mimik, rund. Bei der Darstellung des durchgeknallten Miraculix läuft Uderzo zur Höchstform auf, ebenso bei Legionär Handzumgrus, der von den Galliern als Versuchskaninchen missbraucht wird, als es heißt, Miraculix‘ Gedächtnis beim Brauen des Zaubertranks zu reaktivieren. Zum ersten Mal ist man ständig geneigt, in jedem Bild im Hintergrund eine kleine Absurdität zu suchen – so, als Asterix und Majestix im Vordergrund sehr ernsthaft taktische Gespräche führen, während zwei verrückte Druiden sich im Hintergrund ihre misslungenen Rezepte vorführen und sich kaputtlachen.
Ja, im Grunde ist jedes einzelne Bild witzig. Obelix, der ständig aus Versehen Freunde krankenhausreif schlägt, als Running Gag, der sich bis zum Ende durchzieht. Ein römischer Stoßtrupp, der sich auf lächerlichste Weise als Hecke „tarnt“. Und Majestix, der sein Kampftraining damit beginnt, zu „joggen“ – er steht auf dem Schild und seine Schildträger rennen. Dabei ist doch die Story so schwer wie kaum an anderer Stelle: Die Gallier sind ohne Zaubertrank und im Grunde mal ziemlich ausgeliefert! Umso genialer ist es, dass es Goscinny gelingt, die Story zu einem guten Ende zu führen, ohne dass – wie auch in Asterix bei den Briten – der Zaubertrank überhaupt benötigt wird. Bei Asterix ist im Zweifel eben immer alles Kopfsache.
Ja, im Kampf der Häuptlinge wird erstmals alles richtig gemacht, was in vielen weiteren Bänden so gut funktioniert – Bilder gut, Story gut, Witze gut, Ende gut – und deshalb ist dieser Band auch der beste „Asterix“!
Beste Szene: Obelix, nachdem er Miraculix mit einem schweren Hinkelstein erschlagen hat: „Dieser kleine Schubser mit dem Hinkelsteinchen hat ihm sicher nichts getan. Bestimmt hat er was Schweres zu Mittag gegessen!“
- Im Zeichentrickfilm Operation Hinkelstein sowie in der „Realverfilmung“ Asterix und Obelix gegen Caesar. ↩
- https://www.youtube.com/watch?v=XtEkdHHtPpE ↩
- Obelix hat hier alleine Geburtstag, in späteren Bänden aber mit Asterix zusammen. ↩